| بسم الله الرحمن الرحيم | |
| 77:1 | والمرسلت عرفاUnd die erkennbar Entsandten Die Formulierung „Und die erkennbar Entsandten“ bezieht sich hier nicht auf die klassischen Propheten, sondern auf künftige, klar erkennbare Entsandte, die in festgelegten Abständen erscheinen, um die Menschen zu warnen. Ihre Entsendung erfolgt nicht zufällig, sondern folgt einem präzisen, göttlichen Plan. Sie treten mit einer klaren Botschaft auf, die darauf abzielt, die Menschen vor einer bevorstehenden Entscheidung oder Strafe zu warnen. Der Begriff „erkennbar“ betont, dass ihre Mission und ihr Auftreten eindeutig und nicht verborgen ist – sie sind für diejenigen, die sehen wollen, unmissverständlich als Warner zu erkennen. |
| 77:2 | فالعصفت عصفاDie dann stürmisch hervorstürmen Die Beschreibung „die dann stürmisch hervorstürmen“ charakterisiert das entschlossene und dynamische Auftreten dieser Entsandten. Nachdem sie gesandt wurden, treten sie nicht zögerlich oder schüchtern auf, sondern mit kraftvoller Präsenz und unaufhaltbarem Drang. Sie sind wie eine geistige Sturmwelle, die mit Nachdruck aufrüttelt und die Menschen mit der Wahrheit konfrontiert. Dieses Bild betont, dass ihre Botschaft nicht beiläufig oder sanft eingebracht wird, sondern mit der Dringlichkeit einer letzten Warnung. Ihr Wirken ist intensiv, bestimmt und unaufhaltbar – ein göttlicher Eingriff, der nicht ignoriert werden kann. |
| 77:3 | والنشرت نشراUnd massenweise verbreiten Die Beschreibung zeigt, dass die gesandten Warner ihre Botschaft in großem Umfang und gezielt verbreiten. Es handelt sich um eine bewusste, strukturierte Verbreitung der göttlichen Warnung, die nicht verborgen bleibt. Ihre Wirkung ist weitreichend, sie erreichen die Massen durch sichtbare und einprägsame Mittel. Diese Ausbreitung erfolgt nicht willkürlich, sondern im Rahmen einer göttlichen Mission, um möglichst viele Menschen zu erreichen, bevor eine entscheidende Phase eintritt. Es ist Teil eines göttlich gesteuerten Plans der Aufklärung und Erinnerung. |
| 77:4 | فالفرقت فرقاWodurch sie dann in Teile unterteilen Diese Unterteilung bezieht sich nicht auf den Inhalt der Botschaft selbst, sondern auf die Wirkung, die sie in den Menschen hervorruft. Die Verteilung der Botschaft führt dazu, dass die Menschen sich gegenüber dieser Wahrheit verhalten müssen – entweder im Glauben annehmen oder ablehnen. Genau dadurch entstehen die Gruppen: Gläubige und Abläugnende. Die Handlung der Boten bringt also nicht nur Information, sondern wirkt als Trennlinie. Die Offenbarung selbst ist der Prüfstein, an dem sich jeder Mensch positioniert – und diese Positionierung ist die Trennung. |
| 77:5 | فالملقيت ذكراUnd eine Gedenkschrift vorlegen Die Entsandten legen eine Gedenkschrift vor – das bedeutet: Sie überbringen eine Erinnerung, die nicht einfach übersehen werden kann. Diese Schrift dient nicht der Information, sondern der Konfrontation. Sie fordert jeden Menschen heraus, sich zu ihr zu verhalten. Durch die vorherige massenhafte Verbreitung und die bewirkte Trennung entsteht der Raum, in dem diese Gedenkschrift ihre Wirkung entfaltet. Sie ist der Prüfstein: Wer sich ihr zuwendet, erkennt; wer sie zurückweist, stellt sich selbst gegen die Wahrheit. Die Entsandten erfüllen damit ihre höchste Aufgabe – sie überreichen eine Erinnerung, die als offengelegte Wahrheit im Zentrum steht. |
| 77:6 | عذرا أو نذراEntschuldigend oder warnend „Entschuldigend oder warnend“ beschreibt die Wirkung, die die Gedenkschrift letztlich bei den Menschen hervorruft – je nachdem, wie sie darauf reagieren. Diese Gedenkschrift wird nicht neutral vorgelegt. Sie ist ein Maßstab, der die Verantwortung aufzeigt. Wer ihr folgt, kann sich damit entschuldigen – wer sie ablehnt, wird gewarnt. Das bedeutet: Die Botschaft lässt keine Ausflüchte zu. Jeder Mensch erhält damit eine klare Gelegenheit zur Rechtfertigung oder wird durch sie überführt. Die Rolle der Entsandten ist damit vollständig: Sie bringen nicht nur eine Botschaft, sondern eine Erinnerung, die bei den einen als Entschuldigung zählt – bei den anderen als Beweis ihrer Ablehnung. |
| 77:7 | إنما توعدون لوقعWas euch versprochen wird, wird ja eintreffen Dieser Ausdruck markiert einen Wendepunkt in der Sure. Nachdem die Entsandten beschrieben wurden – ihre Entsendung, ihre Wirkung, ihre Botschaft – folgt nun die Bestätigung: Was euch versprochen wird, wird ja eintreffen. Diese Aussage stellt unmissverständlich klar, dass die Warnung keine leere Drohung ist. Alles, was angekündigt wurde – das Gericht, die Abrechnung, die Konsequenzen – ist unausweichlich. Die Gedenkschrift dient nicht bloßer Erinnerung, sondern ist Vorbote eines sicheren Eintreffens. Damit wird betont: Die vorangegangenen Handlungen (Verbreitung, Trennung, Mahnung) stehen im Dienst eines festen Zielpunkts. Es ist kein vielleicht, kein möglicherweise – es ist eine Tatsache: Was euch versprochen ist, wird Wirklichkeit. |
| 77:8 | فإذا النجوم طمستWenn dann die Sterne verdeckt werden „Wenn dann die Sterne verdeckt werden“ leitet eine bildhafte Darstellung kommender Ereignisse ein – eine Szene des Umbruchs, die als Zeichen des bevorstehenden Geschehens dient. Das Verhüllen der Sterne verweist auf eine tiefgreifende Veränderung am Himmel – etwas, das sichtbar alle Ordnung durchbricht. Sterne stehen normalerweise für Orientierung, Konstanz, Beständigkeit. Wenn sie plötzlich verborgen werden, signalisiert das den Beginn einer Ausnahmesituation: Die gewohnte Welt gerät aus den Fugen. Diese Beschreibung passt zur zuvor angekündigten Gewissheit: Was euch versprochen wird, wird ja eintreffen. Das Verdecken der Sterne ist somit ein erstes sichtbares Zeichen dafür, dass der angekündigte Umbruch begonnen hat. |
| 77:9 | وإذا السماء فرجتUnd der Himmel aufklafft Das Aufklaffen zeigt den Höhepunkt eines kosmischen Umbruchs: Der Raum über uns – Sinnbild für Schutz und Ordnung – wird aufgebrochen. Was bisher verschlossen war, wird enthüllt. Damit wird der Übergang von der bekannten Welt zur Abrechnung sichtbar eingeleitet. In Verbindung mit der Verhüllung der Sterne entsteht ein eindringliches Bild: Orientierung verschwindet, Grenzen öffnen sich. Der Zustand der Welt ändert sich grundlegend – das Eintreffen des Verheißenen ist nicht mehr aufzuhalten. |
| 77:10 | وإذا الجبال نسفتUnd die Berge zersprengen Die Zersprengung der Berge markiert die vollständige Auflösung des Festen, des Unerschütterlichen. Berge stehen in der Wahrnehmung der Menschen für Standhaftigkeit und Dauer – wenn selbst sie zerfallen, wird deutlich: Nichts bleibt, wie es war. Dieses Bild ergänzt die vorherigen Zeichen: Orientierung (Sterne) verschwindet, das Verborgene (Himmel) öffnet sich, und nun zerfällt auch das Fundament (Berge). Damit ist die vertraute Welt vollständig erschüttert – die Voraussetzungen für das Eintreffen des Verheißenen sind geschaffen. |
| 77:11 | وإذا الرسل أقتتUnd wenn den Gesandten ein Zeitpunkt bestimmt wird Mit der Festlegung eines Zeitpunkts für die Gesandten wird deutlich, dass ihr Wirken nicht unbegrenzt andauert. Ihre Entsendung, ihre Warnungen und die Verbreitung der Gedenkschrift erfolgen innerhalb einer bestimmten Frist – alles geschieht nach Plan. Der bestimmte Zeitpunkt markiert den Übergang: Die Phase der Botschaft ist abgeschlossen, und was angekündigt wurde, tritt nun ein. Es ist der Moment, in dem sich zeigt, wie jeder auf die Erinnerung reagiert hat – ob entschuldigend oder abwehrend. Damit wird auch klar: Die Aufgabe der Gesandten ist Teil eines exakt terminierten Ablaufs. Ihre Wirkung endet nicht zufällig, sondern genau dann, wenn der göttlich bestimmte Zeitpunkt erreicht ist. |
| 77:12 | لأى يوم أجلتBis zu welchem Tag sind sie aufgeschoben? Die Frage „Bis zu welchem Tag sind sie aufgeschoben?“ verweist auf einen klar festgelegten Zeitpunkt – ein Ultimatum, das nicht verschoben wird. Das „Aufgeschobensein“ bedeutet nicht Vergessen oder Nachsicht, sondern gezielte Verzögerung bis zu einem Tag, an dem alles offenbar wird. Es handelt sich um einen Aufschub mit Zweck: den Menschen Zeit zu geben, sich der Gedenkschrift zuzuwenden. Doch dieser Zeitraum ist begrenzt. Der Vers macht deutlich: Es gibt ein definiertes Ende der Bedenkzeit. Die Aufschiebung endet genau an jenem Tag, den niemand verhindern oder verzögern kann – den Tag der Entscheidung. |
| 77:13 | ليوم الفصلBis zum Tag der Entscheidung Die Antwort auf die vorangegangene Frage wird nun eindeutig gegeben: Bis zum Tag der Entscheidung. Damit ist der Moment benannt, auf den alles hinausläuft. Es ist nicht irgendein Tag, sondern der Tag – jener, an dem jede Ausrede endet, jede Trennung deutlich wird, jede Konsequenz eintritt. Die Bezeichnung „Entscheidung“ zeigt: An diesem Tag wird nicht mehr gewarnt, nicht mehr erklärt – sondern das, was bereits durch die Gedenkschrift offengelegt wurde, tritt in Wirkung. Es ist der Abschluss der Aufschiebung, der Moment, an dem das Versprochene endgültig Wirklichkeit wird. |
| 77:14 | وما أدرىك ما يوم الفصلUnd was lässt dich erfahren, was der Tag der Entscheidung ist? Diese Frage macht deutlich, dass das Wesen des Tages der Entscheidung weit über menschliche Vorstellung hinausgeht. Sie stellt nicht nur infrage, ob man ihn kennt – sondern betont, dass man ihn nicht wirklich ermessen kann. Der Ausdruck impliziert: Selbst wer davon gehört hat, weiß nicht, wie umfassend, wie endgültig, wie unausweichlich dieser Tag ist. Es ist eine rhetorische Wendung, die Ehrfurcht erzeugt und zeigt: Der Tag der Entscheidung ist nicht einfach nur ein Datum in der Zukunft – er ist eine Realität, deren Tragweite alles Bekannte übersteigt. |
| 77:15 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Mit dieser Aussage beginnt eine wiederkehrende Warnung, die wie ein Refrain durch die Sure läuft: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Sie richtet sich direkt an jene, die die Gedenkschrift abgewiesen, die Entsandten ignoriert und die bevorstehenden Zeichen missachtet haben. Das „Wehe“ ist keine bloße Drohung – es ist ein Ausdruck tiefster Warnung, der ankündigt, dass für sie nichts Gutes folgen wird. Dieser Tag – der Tag der Entscheidung – wird für die Leugner nicht nur unangenehm, sondern endgültig sein. Kein Entrinnen, keine Umkehr mehr. Die Warnung zeigt: Wer den Zeitraum des Aufschubs ungenutzt verstreichen lässt, wird mit der vollen Realität der Entscheidung konfrontiert. |
| 77:16 | ألم نهلك الأولينHaben wir nicht die Ersten vernichtet? Diese Frage erinnert an die historische Realität: Frühere Generationen, die ebenfalls gewarnt wurden, aber die Botschaft ablehnten, sind vernichtet worden. Es ist keine theoretische Drohung – es ist bereits geschehen. Der Ausdruck zielt auf die Einsicht: Wer heute leugnet, ist nicht in einer neuen Situation. Auch andere vor ihnen haben abgelehnt – und das Ergebnis war ihr Untergang. Die Frage ist nicht zur Diskussion gestellt, sondern als Erinnerung formuliert: Ja, sie wurden vernichtet. So wird der Bezug zur Gedenkschrift verstärkt. Wer sie heute ablehnt, sollte erkennen, dass dies kein folgenloser Akt ist – die Geschichte liefert den Beweis. |
| 77:17 | ثم نتبعهم الءاخرينDann lassen wir ihnen die Nächsten folgen Hier wird die Konsequenz fortgeführt: Die Vernichtung trifft nicht nur die früheren Generationen – auch die nachfolgenden, wenn sie denselben Weg der Ablehnung wählen. Die Aussage zeigt: Es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein festes Prinzip. Wer sich der Wahrheit verweigert, wird – ob früher oder später – mit denselben Folgen konfrontiert. Es ist ein klarer Hinweis auf die Verlässlichkeit göttlicher Gerechtigkeit: Wie es den Ersten erging, wird auch die Nächsten treffen, wenn sie nicht umkehren. Diese Fortsetzung unterstreicht: Der Aufschub ist kein Freibrief. Er endet, und wer ihn ungenutzt lässt, reiht sich ein in das, was zuvor schon geschehen ist. |
| 77:18 | كذلك نفعل بالمجرمينGenauso verfahren wir mit den Verbrechern Diese Aussage macht deutlich, dass hinter allem ein konsequentes System steht: Es ist kein Einzelfall, keine Willkür. Mit den Verbrechern wird genauso verfahren wie mit jenen vor ihnen, die ablehnten, täuschten oder die Wahrheit bekämpften. „Verbrecher“ meint hier nicht gesetzliche Übertretung im menschlichen Sinn, sondern die bewusste Abkehr von der Gedenkschrift, das vorsätzliche Zurückweisen der Wahrheit. Ihre Einordnung in diese Kategorie zeigt: Es handelt sich um Schuld, die Gewicht hat – mit klarer Folge. Der Ablauf ist festgelegt: Warnung, Aufschub, Entscheidung, Konsequenz. Wer sich in diese Linie der Ablehnung stellt, wird auch in die Linie der göttlichen Reaktion aufgenommen – ohne Ausnahme. |
| 77:19 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Mit der Wiederholung dieser Warnung wird die Ernsthaftigkeit nochmals verstärkt: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Nach dem Rückblick auf die Geschichte – Vernichtung der Ersten, das gleiche Schicksal für die Nächsten, konsequentes Vorgehen gegen die Verbrecher – folgt diese Mahnung erneut. Sie ist wie ein Urteilsspruch, der sich durch die Sure zieht und sich mit jedem Abschnitt neu auflädt. Sie zeigt: Wer trotz all dieser Beispiele weiterhin ablehnt, hat keine Entschuldigung mehr. Die Warnung trifft nicht nur allgemein, sondern ganz konkret – jede Ablehnung ist ein Schritt auf diesen Tag zu. |
| 77:20 | ألم نخلقكم من ماء مهينHaben wir euch nicht aus minderwertigem Wasser erschaffen? Diese Frage lenkt den Blick auf den Ursprung des Menschen – einfach, niedrig, unbedeutend: minderwertiges Wasser. Damit ist der Ausgangspunkt menschlicher Existenz gemeint – ein Anfang, der in keinem Verhältnis zu Stolz, Ablehnung oder Arroganz steht. Die Erinnerung daran dient der Demut: Wer die Gedenkschrift zurückweist oder sich über Wahrheit hinwegsetzt, wird daran erinnert, wie wenig Kontrolle er über seinen eigenen Anfang hatte. Es ist ein Appell, die eigene Herkunft nicht zu vergessen – besonders angesichts der Warnung vor dem Tag der Entscheidung. Die Frage macht klar: Wer so erschaffen wurde, sollte nicht überheblich handeln, sondern sich seiner Abhängigkeit und Verantwortung bewusst sein. |
| 77:21 | فجعلنه فى قرار مكينDas wir dann in ein verwahrtes Behältnis einsetzten Die Aussage beschreibt den nächsten Schritt nach der Erschaffung aus minderwertigem Wasser: Dieses wird in ein verwahrtes Behältnis eingesetzt – gemeint ist der Mutterleib. Der Begriff „verwahrt“ macht deutlich, dass dieser Ort geschützt, gezielt ausgewählt und vollständig unter göttlicher Kontrolle steht. Der Mensch beginnt nicht im Chaos, sondern in einem exakt eingerichteten Raum, in dem alles auf seine Entwicklung ausgerichtet ist. Das unterstreicht erneut die Abhängigkeit und Führung durch den Schöpfer – vom Ursprung bis zur Geburt ist nichts dem Zufall überlassen. Wer also später leugnet, handelt gegen das Wissen um einen Anfang, der vollständig gelenkt und bewahrt wurde. |
| 77:22 | إلى قدر معلومBis zu einer bekannten Vorbestimmung Die Entwicklung im geschützten Raum geschieht nicht endlos – sie ist bis zu einer bekannten Vorbestimmung festgelegt. Das bedeutet: Sowohl der Beginn als auch das Ende dieses Prozesses ist exakt terminiert. Nichts an der Entstehung des Menschen ist zufällig oder offen – selbst der Zeitpunkt, an dem die Reifung endet und das neue Leben beginnt, ist vorgegeben. Diese präzise Steuerung macht klar: Wer so detailliert erschaffen und geformt wurde, lebt nicht ohne Ziel. Die Ablehnung der Wahrheit widerspricht diesem gesamten Aufbau, der vom ersten Augenblick bis zum festgelegten Zeitpunkt unter voller Ordnung steht. |
| 77:23 | فقدرنا فنعم القدرونSo bestimmten wir – und wie trefflich ist unsere Vorbestimmung Diese Aussage bekräftigt, dass die gesamte Entwicklung des Menschen – von der Erschaffung bis zur Geburt – nicht nur geplant, sondern auch trefflich umgesetzt ist. „So bestimmten wir“ verweist auf einen gezielten, bewussten Willensakt. Es handelt sich nicht um Naturabläufe ohne Richtung, sondern um bewusst gesetzte Schritte. Und dass diese Vorbestimmung „trefflich“ ist, hebt hervor: Sie ist vollkommen durchdacht, exakt angepasst, unübertroffen in Präzision und Zweck. Wer diese Ordnung erkennt, kann nicht glaubwürdig behaupten, dass das Leben bedeutungslos sei. Die Art und Weise, wie alles begonnen hat, lässt keinen Zweifel daran, dass auch das Ende – der Tag der Entscheidung – mit gleicher Präzision kommen wird. |
| 77:24 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Diese wiederholte Warnung steht nun im direkten Zusammenhang mit der zuvor beschriebenen Schöpfung: Wer trotz eines so präzisen, bewussten Ursprungs die Wahrheit leugnet, ist nicht unwissend – sondern verweigert sich wider besseres Wissen. Das „Wehe“ gilt daher nicht allgemeiner Unkenntnis, sondern gezielter Ablehnung. Der Mensch wurde geplant, getragen, geformt – bewusst – und dennoch entscheidet sich ein Teil von ihnen gegen die erkennbare Wahrheit. Die Wiederholung verstärkt: Diese Ablehnung ist folgenreich. An jenem Tag – dem Tag der Entscheidung – wird sie endgültig sichtbar und unabwendbar. |
| 77:25 | ألم نجعل الأرض كفاتاHaben wir die Erde nicht zu Gemengen gemacht Der Ausdruck „zu Gemengen gemacht“ bezieht sich hier nicht nur auf die stoffliche Vielfalt der Erde, sondern auf ihren Inhalt: das Zusammenspiel von Lebendem und Totem. Die Erde birgt in sich beides – Menschen, die leben, und jene, die gestorben sind. Sie trägt gleichzeitig Wachstum und Verfall. Dieser Zustand macht sie zu einem Ort des Übergangs, der ständigen Bewegung zwischen Entstehen und Vergehen. Dass wir an diese Eigenschaft erinnert werden, dient einem klaren Zweck: Wer lebt, lebt auf einer Erde, die schon viele vor ihm getragen und wieder aufgenommen hat. Das ist ein stiller, aber machtvoller Hinweis auf Vergänglichkeit und Rückkehr. So wird der Mensch – mitten im Leben – mit der Realität des Todes konfrontiert. Die Erde selbst bezeugt: Der Tag der Entscheidung kommt, wie er es bei allen vorangegangenen gezeigt hat. |
| 77:26 | أحياء وأموتاDie Lebenden und die Toten Genau – die anschließende Erwähnung der Lebenden und Toten ist die Erklärung für das zuvor genannte „Gemenge“. Damit wird deutlich: Die Erde ist nicht nur ein Lebensraum, sondern auch ein Sammelort für beide Zustände menschlicher Existenz. Die Lebenden gehen ihren Weg auf ihr, treffen Entscheidungen, werden gewarnt. Die Toten liegen in ihr – wartend auf den Tag der Entscheidung. Beide sind Teil eines großen, geordneten Zusammenhangs. Diese Gegenüberstellung macht sichtbar, wie eng Leben, Tod und Wiedererweckung miteinander verbunden sind. Die Erde ist nicht einfach ein neutraler Raum – sie ist eingebunden in einen göttlich bestimmten Ablauf, der alle umfasst: die, die noch handeln können, und die, deren Zeit abgelaufen ist. |
| 77:27 | وجعلنا فيها روسى شمخت وأسقينكم ماء فراتاUnd wir setzten in ihr hochragende Verankerungen ein und ließen euch erfrischendes Wasser trinken In dieser Aussage werden zwei zentrale Funktionen der Erde hervorgehoben, die beide durch bewusste göttliche Anordnung entstanden sind: Die hochragenden Verankerungen – also die Berge – sind nicht nur landschaftlich bedeutend, sondern erfüllen eine doppelte Rolle. Einerseits wirken sie wie Ankerpunkte, die die Erdoberfläche stabilisieren. Sie verhindern ein unkontrolliertes Beben und Verschieben der Erdplatten, halten die Oberfläche im Gleichgewicht. Andererseits sind sie untrennbar mit der Versorgung durch erfrischendes Wasser verbunden. Berge speichern Schnee und Eis, aus denen im Laufe der Jahreszeiten Quellen, Flüsse und Bäche entstehen. Diese versorgen weite Regionen mit trinkbarem, frischem Wasser – oft über große Entfernungen hinweg. Durch diese Verbindung zeigt sich eine umfassende Ordnung: Die Berge stehen nicht nur fest, sie geben auch – sie bewahren Stabilität und spenden Leben. Beides ist kein Zufall, sondern gezielte Vorsehung. Wer in dieser geordneten Welt lebt, hat täglich sichtbare Zeichen göttlicher Fürsorge vor Augen. |
| 77:28 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Nach der Erinnerung an die geordnete Schöpfung – von der stabilisierten Erde bis zur lebensspendenden Wasserversorgung – folgt erneut die ernste Mahnung: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Diese Wiederholung bekommt jetzt ein noch größeres Gewicht: Wer in einer Welt lebt, die so gezielt aufgebaut ist, und dennoch leugnet, handelt nicht aus Unwissen, sondern aus aktiver Verweigerung. Die sichtbaren Zeichen – Berge, Wasser, Ordnung – sind nicht übersehbar. Das „Wehe“ richtet sich daher nicht an Uninformierte, sondern an jene, die die Klarheit erkannt und dennoch zurückgewiesen haben. Es macht unmissverständlich deutlich: Die Warnung gilt ganz besonders denen, die trotz all dieser Hinweise die Wahrheit abgelehnt haben. |
| 77:29 | انطلقوا إلى ما كنتم به تكذبونSo zieht los zu dem, was ihr zu leugnen pflegtet Diese Aufforderung ist keine Einladung, sondern ein Befehl voller Ironie und Gericht: Zieht los zu dem, was ihr zu leugnen pflegtet. Gemeint ist: Jetzt – am Tag der Entscheidung – sollt ihr euch genau dem stellen, worüber ihr euch früher hinweggesetzt habt. Ihr habt gewarnt geleugnet, Spuren ignoriert, Zeichen verspottet – nun werdet ihr direkt zu dem geführt, was ihr für unmöglich oder bedeutungslos hieltet. Es ist der Moment, an dem die Wahrheit, die zuvor abgelehnt wurde, nicht nur sichtbar wird – sie wird zur unausweichlichen Realität. Wer geleugnet hat, wird nicht einfach bestraft – er wird direkt mit dem konfrontiert, was er ablehnte. Das ist der eigentliche Kern dieser Aussage: Die Ablehnung wird zur Anklage, die Realität zur Antwort. |
| 77:30 | انطلقوا إلى ظل ذى ثلث شعبZieht zu einem Schatten mit drei Verzweigungen los Diese Beschreibung spielt mit der Erwartung von Schutz: Ein Schatten scheint Zuflucht zu bieten, doch dieser hier ist leer, heiß, ohne Rettung. Die drei Verzweigungen wirken wie Wege – doch sie führen nicht hinaus, sondern nur tiefer hinein. Die Zahl Drei trägt in vielen Kulturen symbolische Bedeutung: Sie steht für Vollständigkeit, für scheinbare Ordnung – Anfang, Mitte, Ende; Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft; Körper, Geist, Seele. Doch hier ist es eine verkehrte Ordnung. Drei Zweige – drei Wege – die nicht retten, sondern täuschen. Sie können verschiedene Irrwege darstellen: falsche Gottesvorstellungen, Ideologien, vergötzte Traditionen. Ob Trinität, Vielgötterei oder gottlose Systeme – jeder dieser Wege wirkt wie ein eigener „Zweig“, doch sie alle vereinen sich im gleichen Schatten: einem Ort der Strafe, nicht des Schutzes. Der Schatten mit seinen drei Verzweigungen steht somit für eine umfassende, aber irreführende Alternative zur Wahrheit – eine, die wie Schutz erscheint, in Wirklichkeit aber nur das Ergebnis der Leugnung ist. |
| 77:31 | لا ظليل ولا يغنى من اللهبDer weder Schatten spendet noch vor den Flammen nützlich ist Diese Aussage entlarvt endgültig den Schatten: Er ist keine Zuflucht. Weder bietet er Kühlung noch schützt er vor dem, was kommt. Der Schatten mit seinen drei Verzweigungen war eine Illusion – und nun wird deutlich, dass er weder beschattet noch nützt. Er steht für eine vermeintliche Sicherheit, eine falsche Hoffnung, die sich im Angesicht der Wahrheit als völlig wirkungslos erweist. Was wie eine Abweichung erschien – ein „anderer Weg“ – war nie ein echter Ausweg. Gegen die Flammen, die nun offenbar werden, ist dieser Schatten vollkommen nutzlos. Der Kontrast ist scharf: Während die Wahrheit Schutz bieten konnte, zeigt sich nun, dass das, worauf die Leugner gesetzt haben, nichts von dem hält, was es versprach. |
| 77:32 | إنها ترمى بشرر كالقصرGewiss, sie schleudert Funken wie Paläste Jetzt wird die Wirkung der Strafe sichtbar: Sie schleudert Funken – und nicht kleine, sondern wie Paläste. Diese Beschreibung ist bewusst überdimensioniert. Funken sind normalerweise klein, flüchtig – hier aber sind sie riesig, massiv, angsteinflößend. Das Bild der Paläste soll zeigen: Was hier aus der Flamme hervorgeht, ist nicht nur gefährlich, sondern überwältigend groß. Es steht für eine Strafe, die alles übertrifft, was man sich vorstellen kann. Der Funke, der sonst nur einen Moment aufblitzt, wird hier zur Gebäude-großen Gefahr – und verdeutlicht damit, wie weit das tatsächliche Ausmaß von der früheren Leugnung entfernt ist. |
| 77:33 | كأنه جملت صفرAls wären sie gelbe Taue Dieses Bild verstärkt die Bedrohung weiter – die gewaltigen Funken werden nun mit gelben Tauen verglichen. Taue sind dick, schwer, stabil – etwas, das fesseln, halten oder ziehen kann. Dass die Funken wie solche Taue erscheinen, bedeutet: Sie sind nicht nur groß, sondern haben Wirkung – sie greifen nach denen, die sich ihnen nicht entziehen können. Die Farbe gelb steht oft für Glut, Hitze, Verfall – sie passt zur Vorstellung lodernder Flammen. Diese „Taue“ wirken wie brennende Stricke, die sich aus dem Feuer winden – als wären sie dazu da, zu packen, zu binden, zu ziehen. So entsteht das Bild einer Strafe, die aktiv wird – nicht nur Flammen, sondern greifende, fesselnde Funken, die kein Entrinnen zulassen. |
| 77:34 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Nach der bildgewaltigen Beschreibung der Flammen, der Funken wie Paläste und der gelben Taue folgt erneut die zentrale Warnung: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Diese Wiederholung ist kein rhetorisches Stilmittel – sie ist wie ein Urteil, das sich mit jedem Abschnitt verschärft. Jetzt richtet sich das „Wehe“ an jene, die trotz all dieser Hinweise dachten, es sei nichts dahinter. Wer den Schatten suchte, fand keinen Schutz. Wer glaubte, das Feuer sei nur eine Drohung, erlebt nun seine Wirklichkeit – sichtbar, greifbar, unausweichlich. Dieses „Wehe“ ist nicht mehr nur eine Warnung, es ist der Ausruf vor dem unausweichlichen Ergebnis ihres eigenen Tuns. |
| 77:35 | هذا يوم لا ينطقونDies ist der Tag, an dem sie keinen Laut von sich geben Diese Aussage beschreibt eine Situation absoluter Stille – nicht weil sie nicht könnten, sondern weil ihnen nichts mehr bleibt zu sagen. Am Tag der Entscheidung gibt es keine Ausreden, keine Verteidigung, keine Gegenrede. Die Zeit des Sprechens, des Zweifelns, des Leugnens ist vorbei. Jetzt ist nur noch das Ergebnis sichtbar – und das Schweigen offenbart mehr als Worte es könnten. Diese Stille ist nicht Befreiung, sondern Ausdruck völliger Überführung. Wer vorher laut ablehnte, verstummt nun vollständig – weil die Wahrheit nicht mehr diskutiert, sondern erfahren wird. |
| 77:36 | ولا يؤذن لهم فيعتذرونNoch wird ihnen erlaubt, sich dann zu entschuldigen Diese Aussage ergänzt die vorherige Stille: Nicht nur reden sie nicht – es wird ihnen auch gar nicht mehr erlaubt, sich zu entschuldigen. Die Möglichkeit zur Rechtfertigung ist endgültig vergangen. Der Zeitraum, in dem man sich hätte erklären, bereuen oder umkehren können, ist abgeschlossen. Jetzt zählt nicht mehr, was jemand sagt, sondern was er gewählt hat. Das Schweigen ist also nicht nur Folge von Scham oder Schock – es ist die Folge eines göttlichen Entscheids: Es wird kein Wort mehr akzeptiert. Die Erinnerung an die Gedenkschrift, die Mahnungen, die Aufschübe – all das zeigt: Die Zeit zum Handeln war da. Jetzt ist nur noch Urteil. Keine Bitte, keine Ausrede, kein Bedauern wird mehr zugelassen. |
| 77:37 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern An diesem Punkt kehrt die bekannte Warnung zurück – doch sie trägt nun das volle Gewicht der beschriebenen Stille und Ausweglosigkeit: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Sie schwiegen, obwohl sie einst sprachen. Jetzt dürfen sie nicht mehr, selbst wenn sie wollten. Ihre Entscheidung ist gefallen, ihre Zeit ist vorbei. Dieses „Wehe“ trifft sie nicht überraschend, sondern als direkte Folge ihres bewussten Zurückweisens – trotz Zeichen, Botschaft, Gedenkschrift. Es ist der Moment, an dem endgültig wird, was sie selbst lange ignorierten: Ihre Ablehnung hat ein Ziel erreicht – aber keines, das Rettung bringt. |
| 77:38 | هذا يوم الفصل جمعنكم والأولينDies ist der Tag der Entscheidung. Wir versammelten euch und die Ersten Hier wird der Tag als das benannt, was er ist: Der Tag der Entscheidung. Keine symbolische Rede mehr – sondern klare Bezeichnung. Mit dem Zusatz: „Wir versammelten euch und die Ersten“ wird deutlich: Diese Entscheidung betrifft nicht nur die Gegenwärtigen, sondern alle Generationen – von Anfang bis jetzt. Niemand ist vergessen, niemand bleibt ausgenommen. Es ist ein Tag, an dem Vergangenheit und Gegenwart zusammengeführt werden – alle stehen gleich vor dem Ergebnis ihrer Entscheidungen. Diese Versammlung zeigt: Die Geschichte ist nicht verloren, sie ist aufgehoben – und jetzt wird sie aufgedeckt. |
| 77:39 | فإن كان لكم كيد فكيدونWenn ihr also eine List habt, dann führt sie gegen mich aus Diese Aussage ist eine Herausforderung – kraftvoll, direkt und absolut: Wenn ihr eine List habt – bringt sie vor. Sie zeigt, dass jetzt jede Illusion von Kontrolle zerbricht. Die, die sich einst sicher fühlten, planen konnten, sich überlegen glaubten – sind nun vollständig entwaffnet. Alles, worauf sie bauten – Argumente, Systeme, Verbündete – ist wertlos geworden. Die Formulierung richtet sich an die Leugner, die dachten, sie könnten durch Täuschung, Macht oder Strategien dem Ausgang entgehen. Nun zeigt sich: Gegen die Wahrheit, gegen das Urteil, gegen diesen Tag gibt es keine List. Die Herausforderung ist nicht nur rhetorisch – sie offenbart: Wer glaubte, die Realität überlisten zu können, steht jetzt mit leeren Händen da. |
| 77:40 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Diese letzte Wiederholung schließt den Abschnitt wie ein Siegel: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Nach all den Zeichen, nach der Versammlung, nach der Herausforderung, ob sie überhaupt noch etwas entgegensetzen können – bleibt nichts mehr außer diesem Urteil. Es ist endgültig, unwiderruflich. Dieses „Wehe“ ist nicht nur eine Warnung, sondern die resümierende Feststellung: Wer die Gedenkschrift ablehnte, die Entsandten verspottete, die Zeichen ignorierte und sich selbst überschätzte, steht nun vor der unausweichlichen Folge seiner Entscheidung. Es gibt keine Flucht, keine Entschuldigung, keine List – nur noch die Konfrontation mit dem, was er ablehnte. |
| 77:41 | إن المتقين فى ظلل وعيونGewiss, die Achtsamen sind inmitten von Schatten und Quellen Nach all den Warnungen und den Schilderungen der Strafe wendet sich die Rede nun den Achtsamen zu – jenen, die aufmerksam, ehrfürchtig und wach im Angesicht der Gedenkschrift lebten. Sie befinden sich nun inmitten von Schatten und Quellen – ein vollständiger Gegensatz zu den Leugnern. Während jene einem trügerischen Schatten folgten, der keinen Schutz bot, finden die Achtsamen echte Kühle, echten Schutz und Erfrischung. Der Schatten hier ist kein Trugbild, sondern echter Schutz vor Hitze und Mühsal. Die Quellen stehen für ständige Versorgung, Reinheit und Ruhe. Es ist ein Ort der Versorgung, der inneren Sicherheit – genau das, was die Leugner erwarteten, aber nie bekamen. |
| 77:42 | وفوكه مما يشتهونSowie Obst von dem, was sie begehren Die Beschreibung der Achtsamen wird nun erweitert: Sie erhalten Obst von dem, was sie begehren. Das bedeutet: Es gibt keine Begrenzung mehr durch Mangel, Mühe oder Verzicht. Alles, was sie einst vielleicht aus Zurückhaltung oder Geduld aufgaben, ist jetzt frei verfügbar – im Überfluss und nach Wunsch. Obst steht hier nicht nur für Nahrung, sondern für Genuss, Vielfalt, Erfüllung. Es ist der Ausdruck eines Lebens, das nicht von Entbehrung, sondern von reich belohnter Achtsamkeit geprägt ist. Was sie einst zurückstellten, wird ihnen nun in vollkommener Form gegeben – genau nach dem, was ihr Inneres ersehnt. |
| 77:43 | كلوا واشربوا هنيءا بما كنتم تعملونEsst und trinkt wohlbekömmlich für das, was ihr zu tun pflegtet Mit dieser Aussage wird den Achtsamen zugesprochen: Esst und trinkt wohlbekömmlich – für das, was ihr zu tun pflegtet. Das ist keine bloße Belohnung – es ist eine klare Anerkennung ihres bisherigen Lebensweges. Was sie nun genießen, ist nicht zufällig, sondern steht in direktem Zusammenhang mit dem, was sie zuvor taten: Achtsamkeit, Aufrichtigkeit, Gehorsam gegenüber der Wahrheit. „Wohlbekömmlich“ bedeutet hier: ohne Sorge, ohne Bedrohung, frei von Angst – reine Freude, in vollständiger Sicherheit. Im Gegensatz zu den Leugnern, die sich Illusionen hingaben, erleben die Achtsamen nun die Frucht ihrer echten Bemühung. |
| 77:44 | إنا كذلك نجزى المحسنينGewiss, so vergelten wir den Gutes Tuenden Diese Aussage bestätigt den Sinn des vorherigen Genusses: Es ist eine Vergeltung – gezielt, gerecht, vollständig – für die, die Gutes taten. Es geht nicht um Belohnung im zufälligen Sinn, sondern um eine gerechte Folge. Diejenigen, die bewusst achtsam lebten, ehrlich handelten, aufrichtig glaubten und der Wahrheit treu blieben, bekommen nun das, was ihrem Weg entspricht. „So vergelten wir“ betont: Dies ist unser Maßstab, unsere Ordnung. Der Lohn ist kein Geschenk ohne Zusammenhang – er ist Antwort auf das Gute, das sie in einer Welt des Prüfens vorzogen. |
| 77:45 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Mit dieser erneuten Wiederholung wird der Kontrast unübersehbar: Während den Gutes Tuenden Wohl, Frieden und Anerkennung zuteilwird, trifft die Leugner weiterhin dasselbe Urteil: Wehe an jenem Tag. Es ist nicht nur eine Erinnerung – es ist eine klare Linie: Zwei Gruppen, zwei Wege, zwei Ausgänge. Wer die Wahrheit zurückwies, obwohl sie offen lag, wird hier nicht übersehen. Diese Warnung ist wie ein immer lauter werdender Widerhall – sie macht deutlich: Der Tag der Entscheidung trennt endgültig. Und wer sich bewusst auf die Seite der Ablehnung stellte, kann diesem Urteil nicht entkommen. |
| 77:46 | كلوا وتمتعوا قليلا إنكم مجرمونEsst und genießt ein wenig! Gewiss, ihr seid Verbrecher Diese Aussage ist scharf und sarkastisch zugleich: Esst und genießt ein wenig! – eine scheinbare Einladung, die in Wahrheit eine Anklage ist. Sie richtet sich an jene, die in der irdischen Welt lebten, als wäre sie alles. Sie konsumierten, genossen, vergaßen – ohne Achtsamkeit, ohne Dank, ohne Rücksicht. Jetzt wird ihre Haltung entlarvt: „Genießt ruhig – aber nur ein wenig“, denn was folgt, ist unausweichlich. Die Bezeichnung „Verbrecher“ macht deutlich: Ihre Ablehnung war kein Irrtum, sondern Schuld. Die Gaben Gottes wurden missbraucht, die Gedenkschrift ignoriert. Der Genuss, der ihnen blieb, war kurz – und hatte seinen Preis. |
| 77:47 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Die wiederholte Warnung trifft nun jene, die sich in ihrem kurzen Genuss sicher glaubten – als wäre dies alles, was zählt. Wehe an jenem Tag den Leugnern ist hier der ernste Nachsatz zu ihrer Haltung. Sie aßen, genossen, lebten – aber nicht mit Achtung, sondern mit Verachtung der Wahrheit. Der Tag der Entscheidung macht nun klar: Was sie als Freiheit verstanden, war nur Aufschub. Diese Wiederholung zieht die Linie durch: Keine noch so kleine Freude wird retten, wenn sie auf Kosten der Wahrheit geschah. Das „Wehe“ gilt genau jenen, die ihren Weg bewusst gegen das Gewissen gingen. |
| 77:48 | وإذا قيل لهم اركعوا لا يركعونUnd wenn ihnen gesagt wird: Verneigt euch!, verneigen sie sich nicht Diese Aussage zeigt den Kern ihrer Verweigerung: Ihnen wurde gesagt: Verneigt euch! – aber sie verneigen sich nicht. Die Verneigung steht hier nicht nur für eine körperliche Handlung, sondern für Unterwerfung, Anerkennung, Demut. Es war eine klare, einfache Aufforderung – kein komplexes Gebot. Und doch lehnten sie ab. Diese Ablehnung ist nicht durch Unwissen geprägt, sondern durch Stolz, Trotz und Ablehnung der Wahrheit. Selbst vor dem Offensichtlichen beugen sie sich nicht. Deshalb ist ihr Urteil gerecht: Wer sich selbst über Wahrheit stellt und bewusst die Geste der Unterwerfung verweigert, wählt die Konfrontation – nicht aus Unwissen, sondern aus Überzeugung. |
| 77:49 | ويل يومئذ للمكذبينWehe an jenem Tag den Leugnern Zum letzten Mal erklingt die Warnung: Wehe an jenem Tag den Leugnern. Jetzt – nach der Weigerung, sich zu verneigen, nach der bewussten Zurückweisung eines klaren Befehls – ist das Urteil endgültig. Das wiederholte „Wehe“ durchzieht die gesamte Sure wie ein drohender Ruf, der mit jedem Abschnitt dringlicher wurde. Doch nun, am Ende, hat sich alles erfüllt: Die Zeichen wurden gezeigt, der Unterschied zwischen Wahrheit und Leugnung ist sichtbar geworden. Die Leugner stehen nun allein mit ihrer Entscheidung – und das „Wehe“ ist kein Ruf mehr, sondern ein abgeschlossenes Urteil. |
| 77:50 | فبأى حديث بعده يؤمنونAn welche Erzählung nach dieser werden sie denn sonst glauben Diese abschließende Frage trifft den Kern der gesamten Sure: An welche Erzählung nach dieser werden sie denn sonst glauben? Sie ist keine Einladung, sondern eine rhetorische Schlussfolgerung – fast wie ein stiller Schrei. Alles wurde gesagt, offengelegt, verdeutlicht. Was also könnte es noch geben, das sie zum Umdenken bewegt? Die Frage unterstreicht: Es gibt keine höhere, wahrere Botschaft als diese. Wenn sie selbst diese Gedenkschrift – mit ihren Zeichen, Warnungen, Beispielen, Wiederholungen – ablehnen, was bleibt dann noch? Was könnte stärker, klarer, ehrlicher sein? Diese Frage schließt nicht nur die Sure, sondern zeigt: Die Entscheidung liegt jetzt allein bei ihnen. Sure 77: zeigt uns, dass jeder Mensch in einer Welt voller Zeichen lebt, getragen von Ordnung und Erinnerung. Die Gedenkschrift trennt – nicht willkürlich, sondern gerecht. Der Tag kommt – und er trennt unwiderruflich. |

Select All
Copy to Clipboard
Copy to Search
Gematrical Value
Calculate Nr.
User Database
Add Selected
Show multiple selections
Latest Subjects
Notifications